Erfahrungsbericht Lüftungsheizung
Proxon bzw. Genvex

Funktionsweise

Anfangen möchte ich mit einer kurzen Erklärung der Funktionsweise der Anlage, da etlichen (wenn nicht gar allen) Hausverkäufern diese nicht so ganz geläufig ist. Bei unseren Beratungsgesprächen wurde uns jedenfalls von Verkäuferseite alles mögliche erzählt.

Die bei uns installierte Anlage besteht aus einem Zentralgerät mit Wärmerückgewinnung, einem Luftverteilersystem in den Wänden und Decken des Gebäudes und einem oder mehreren Nachheizregistern für jedes Zimmer.

Die Luft wird in den Ablufträumen Küche und WC abgesaugt. Die in der Abluft enthaltene Energie wird durch einen Kreuzstromwärmetauscher mit nachgeschalteter Abluftwärmepumpe auf die Zuluft übertragen. Diese gelangt nun über das Verteilersystem zu den einzelnen Räumen. Reicht die aus der Abluft gewonnene Energie nicht aus, um das Haus zu beheizen oder werden in einem Zimmer höhere Temperaturen gewünscht, wird der Luftstrom über ein elektrisches Nachheizregister zusätzlich erwärmt. Ab Temperaturen von ca. 5..8°C sollte allerdings die WRG des Zentralgerätes ausreichend sein.
Die Steuerung der Wärmepumpe erfolgt über die Außentemperatur und die Wohnzimmertemperatur (Referenzraum). Die Nachheizregister können nur in Betrieb genommen werden, wenn auch die Wärmepumpe in Betrieb ist. Damit soll sichergestellt werden, das die Wärmepumpe voll ausgenutzt werden kann.
Im Wohnzimmer (1/3 der Wohnfläche des Gebäudes) ist ein zusätzlicher Umluftkreis installiert, welcher zugeschaltet wird, wenn die Heizleistung der Zuluft nicht ausreicht (bei uns bei -15°C). Der Hintergrund ist das sonst entweder die Luftwechselrate zu hoch (trockene Luft) oder die Temperatur der Zuluft zu hoch (Staubverschwelung) gefahren werden müsste.

Die Nachheizregister werden über einfache Bimetall-Thermostate geschalten. Das ist zwar nicht unbedingt der letzte Schrei der Technik, funktioniert aber.
Einzelne Parameter des Zentralgerätes können über ein Bedienteil im Wohnzimmer geändert werden.
Der Zuluft für das Schlafzimmer kann kalte Frischluft zugemischt werden, um hier niedrigere Temperaturen zu ermöglichen.

Die WC´s müssen über ein separates System beheizt werden, bei uns ist eine elektrische Fußbodenheizung installiert. Die Küche ist gemischter Zu- und Abluftraum und verfügt über ein eigenständiges Nachheizregister.

Unser Haus

Hier ein paar Eckdaten zu unserem Haus

Bauweise
Holzständerbauweise, 1,5 geschossig,
Fertigteilbetonkeller
Standort
absolut freistehend, sehr „luftige“ Lage
Wohnfläche
120m²
Umbauter Raum
482m²
Gebäudenutzfläche nach WSchV
154m²
Wärmebedarf laut WSchV 95
10.424 kWh/m²/a ohne Einrechnung der WRG
7.343 kWh/m²/a bei Berücksichtigung der WRG unter Zugrundelegung von 85% Wirkungsgrad

Leider hat es unser Hersteller nicht geschafft den vorgegebenen n50 Maximalwert von 1,5/h zu erreichen. Geschafft wurde nur n50=2,0. Mit einfachen Worte, die Luftdichtheit unseres Hauses entspricht nicht den Anforderungen, welche für den Einbau einer Lüftungstechnischen Anlage erforderlich sind. Das hat unter anderem eine geringere Effizienz der WRG und damit einen höheren Energieverbrauch zur Folge.

Erfahrungen

Das System wurde am 21.12.01 in Betrieb genommen. Aufgrund des starken Sturmes konnte allerdings noch keine genaue Einstellung der Luftmengen für die einzelnen Räume vorgenommen werden.
Seit dem funktionierte die Anlage eigentlich fast zu unserer Zufriedenheit.
Probleme gab es zunächst dadurch, das sehr feiner Schnee in die Ansaugung geweht wurde. Dadurch setzte sich der Filter zu und die Anlage funktionierte nicht mehr so richtig. Diese extremen Bedingungen hielten aber zum Glück nur drei Tage an.
Im Januar gab es ein paar milde Tage mit Temperaturen am Tag so um die 8°C. Unter diesen Bedingungen stieg die Temperatur im Schlafzimmer (Nordseite) bis auf 24°C an. Dieses Problem ist jetzt allerdings nach der ordnungsgemäßen Einstellung der Luftmengen beseitigt.
Jetzt werden alle Räume relativ gleichmäßig auf der am Zentralgerät eingestellten Temperatur gehalten. Mehr als dumm wurde die Umschaltklappe für die Frischluft im Wohnzimmer platziert. Die sitzt in der äußersten Ecke des Spitzbodens, also ohne Leiter nicht zu erreichen. Das Problem wurde bemängelt und ich hoffe, das eine elektrisch bedienbare Umschaltklappe eingebaut wird.

Das Wohnklima ist eigentlich OK. Nur die relative Luftfeuchtigkeit war mit ca. 30..35% relativ gering. Das wird sich aber sicherlich ändern, wenn meine Frau ihren ganzen Urwald aufgestellt hat.

Verbrauchsdaten


Mittlerer Verbrauch incl. Warmwasserbereitung


Tagesverbrauch incl. Warmwasserbereitung

Insgesamt haben wir in dieser Zeit rund 4.300kWh Strom verbraucht. Das sieht zwar ziemlich viel aus, dazu ist aber noch zu sagen, das der Keller noch nicht komplett isoliert und die Hälfte des Kellers momentan offen (wegen der Katze) also mitbeheizt ist. Die "richtige" Kellereingangstür ist auch noch nicht eingebaut, so das er momentan noch alles andere als dicht ist.
Auf die Warmwasserbereitung entfallen ca. 10..15kWh pro Tag. Die Solaranlage hatte ich bisher nur die letzen paar Tage in Betrieb.

Vorteile des Systems

Nachteile des Systems

Zusammenfassung

Bereut haben wir unsere Entscheidung bisher nicht. Fakt ist, das sie ordnungsgemäß funktioniert. Man sollt nur keine Wunder erwarten, was den Verbrauch anbetrifft. Er ist zwar in kWh ausgedrückt durch die WRG wesentlich niedriger als ohne WRG, da aber Strom teurer ist wie Gas oder Öl kommt im Endeffekt das gleiche oder gar noch etwas mehr raus wie bei einer konventionellen Heizung + Fensterlüftung. Ein kombiniertes System mit einer Wand- oder Fußbodenheizung ist zwar in der Anschaffung wesentlich teuerer, aber im Betrieb günstiger. Öl schied für uns aber generell aus und Gas liegt nicht an unserem Grundstück.
Die Anlage wird aber auf jeden Fall noch in diesem Jahr mit einem Erdwärmetauscher (könnte den Verbrauch um 1kW/h bei sehrt tiefen Temperaturen senken) und evtl. auch dieses Jahr mit einer Nachheizmöglichkeit über einen Holzofen ausgerüstet.

Das Beispiel mit dem Schlafzimmer zeigt, das alle Komponenten der Anlage richtig aufeinander abgestimmt sein müssen. Ist das nicht der Fall, werden entweder Zimmer zu warm oder bleiben zu kalt. Wenn das Zusammenspiel von Haushersteller/Architekt und Heizungsfirma bei der Planung schon nicht stimmt (z.B. falsche Wärmebedarfsberechnung etc.), kann auch im Endeffekt das ganze System nicht funktionieren.

Fakt ist auf jeden Fall auch, das ich nicht auf den Komfort einer automatischen Lüftung verzichten würde. Vor allem die heutige immer dichtere Bauweise verlangt nach einem disziplinierten Nutzerverhalten in Bezug auf Lüftung. Schadensberichte über verschimmelte Neubauten gibt es ja genug. Eine Lüftungsanlage hilft auf jeden Fall diesen zu vermeiden.